Auktion 276 : Kunst des 19. und 21. Jahrhunderts Teil 1 17.06.2022
MAX ERNST Brühl 1891–1976 Paris 38 Forêt (600000.–) Öl auf Leinwand 1925 54×65 cm Unten rechts vom Künstler in Schwarz signiert «Max Ernst» Werkverzeichnis: Werner Spies/Sigrid und Günter Metken, Max Ernst, Werke 1925–1929, Köln 1976, Nr. 930 Provenienz: D’Arcy, Paris; Privatsammlung, Paris; Privatsammlung, Monaco Ausstellung: Sète 2016, Musée Paul Valéry, Max Ernst – Yves Tanguy: Deux Visions du Sur- réalisme, Kat. Nr. 4, pag. 71 reprod. Auf dem alten Chassis, einige Retouchen an den Rändern (durch frühere Rahmungen bedingt), einzelne Ausbesserungen. Farbfrisch und in sehr guter Gesamterhaltung Im Jahr 1922 verlässt Max Ernst seine junge Familie und zieht endgültig nach Paris. Zuerst wohnt er lange bei Paul Éluard und bezieht schliesslich 1925 sein erstes Atelier in der Künstlerkolonie «Les Fusains» in der rue Tourlaque 22, wo zu dieser Zeit auch Sophie Taeuber und Hans Arp, kurz darauf auch Joan Miró tätig waren. Als er einmal in einem Gasthaus den zerfurchten Holzboden genauer betrachtet, legt er ein Papier darauf und reibt mit Blei darüber. So entdeckt er für sich die «Frottage», also die Über- tragung einer dreidimensionalen Oberfläche auf einen Bildträger, als bahnbrechende Innovation in seinem Œuvre und der Kunstgeschichte. Die vorbereiteten Leinwände legt er in der Folge auf unebene Flächen und bestreicht sie mit einem Spachtel mit Farbe, so dass das Relief der Oberflächen durchscheint und die unterschiedlichsten Muster entstehen. Später werden die Werke weiter mit Spachtel und Pinsel überarbei- tet. Diese verschiedenen, vom Zufall geleiteten Erkundungen von Materialien und Formen, führen zu innovativen und unerwarteten Kompositionen Immer schon an Naturphänomenen interessiert, bearbeitet Ernst das Thema Wald (Forêt) seit den 1920er Jahren. Mit der Entdeckung der Frottage, bieten sich ihm neue Möglichkeiten das Thema umzusetzen. Indem er verwitterte Holzbretter «abfrottiert», schafft er aus Holz materialisierte, stilisierte Bäume. Vertikal nebeneinander aufgereiht erwecken sie die Illusion eines Waldes. Das hier angebotene Gemälde ist eine der frühesten Forêt-Darstellungen, in dieser Manier geschaffen. Erstmals setzt er in dieser Serie auch einen Kreis als metaphorische Sonne sein. Mit einfachsten, illusionistischen Mitteln schafft der Künstler eine eindrückliche Komposition Für Ernst war der Wald ein Mittel, um die innere und die äussere Welt zu erfassen und zu vereinen. Die ersten Gemälde des Themas, so auch das hier angebotene, sind noch in hellen Farben gemalt. Später verleiht der Künstler demWald eine düstere Atmosphäre und schafft bedrückende Landschaften, die bereits seine spätere Serie der versteiner- ten Städte vorwegnehmen Der hier angebotene «Forêt» gehört kompositorisch und vom Ausarbeitungsgrad her zu den bedeutendsten Arbeiten aus dieser Gruppe *
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