Auktion 274 : Kunst des 19. und 21. Jahrhunderts Teil 1 17.09.2021
GEORGES BRAQUE Argenteuil 1882–1963 Paris 11 Verre et Bouteille (FOURRURES) (1600000.–) Kohle, Holzmaserpapier und Zeitung auf Papier Winter 1913/1914 48×62 cm Werkverzeichnis: Nicole Worms de Romilly/Jean Laude, Braque, Le Cubisme, Paris 1982, Nr. 193 Provenienz: Galerie Kahnweiler, Paris, rückseitig mit Stempel im Oval und der Nummer «1979», vor 1914 Verkauft in der vierten und letzten Sequesterauktion («Vente de biens allemands ayant fait l’objet d’une mesure de séquestre de guerre, collection Henri Kahn- weiler»), Hôtel Drouot, Paris, 7./8. Mai 1923, Kat. Nr. 30, verso mit der charak teristischen blauen Klebenummer Slg. Raoul La Roche, Paris; durch Erbschaft an Privatsammlung Schweiz Literatur: Die Sammlung Raoul La Roche – Verzeichnis der Werke, in: Katharina Schmidt/ Hartwig Fischer, Ein Haus für den Kubismus. Die Sammlung Raoul La Roche, Ausstellungskatalog, Ostfildern-Ruit 1998, Kat. Nr. 47 Auf beigem Bütten mit Wasserzeichen « INGRES / FRANCE » und «AL», das Papier minim gebräunt. In der originalen Erhaltung, ohne jegliche Restaurierungen. In sehr guter Gesamterhaltung. Rückseitig Ansätze zu einer verworfenen Zeichnung in Kohle Die bahnbrechende «Erfindung» der Collage im Jahr 1912 durch Georges Braque und Pablo Picasso markiert den Beginn eines radikalen Wandels, ja förmlich einer Revolution in der westlichen Kunstgeschichte, ohne die viele Folgeströmungen nicht möglich geworden wären. Durch das Aufkleben von Papierfragmenten (Zeitungen, Tapeten und Papier mit Holzmaserung) auf Stilllebenkompositionen wurden «reale» Materialien und Texturen in die Kunst eingeführt, die bis dato auf illusionistischen Darstellungen der- selben basiert Durch diese «Invention» erklärten die Künstler die «Autonomie» des gemalten oder gezeichneten Kunstwerks und lösten es so von jedemVersuch der reinen Repräsentation. Die collagierten Elemente folgten selten den Konturen oder Silhouetten der gezeichneten Motive (Gläser, Flaschen, Musikinstrumente oder Schachbretter) und konterkarierten so quasi die konventionellen Mittel der Modellierung und Tiefenperspektive «Verre et Bouteille ( FOURRURES )» gehört zu den eindrücklichsten Beispielen von Braques Collagen überhaupt – sowohl was das Format, die Erhaltung als auch den detaillierten Ausführungsgrad anbelangt. Das Blatt befand sich im Eigentum des wichtigsten Händ- lers der Kubisten, Daniel-Henry Kahnweiler, dessen Bestände ab 1921 in mehreren Sequesterauktionen als «Feindesbesitz» in Paris nach dem Ersten Weltkrieg verkauft wurden. Ab 1923 befindet sich die Collage in der Sammlung von Raoul La Roche (1889–1965), einem der grössten Förderer und Sammler der Kubisten in Paris. Diese Provenienz belegt eindrücklich die Wichtigkeit im Œuvre des Künstlers. Bis heute befindet sie sich durch Erbschaft in Familienbesitz und kommt nun erstmals seit fast 100 Jahren auf den Markt
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