Galerie Kornfeld 100 Jahre in Bern, 2020

12 Metallschnitt, vermutlich Oberrhein um 1465 1 Kalvarienberg – Christus am Kreuz, in den Ecken der Bordüre mit den Symbolen der vier Evangelisten Metallschnitt, die Landschaft teilweise in Punzmanier. Zeitgenössisch koloriert: Rot (Kleidung der Frauen und Männer, Engel und Teufel, Teile der Bordüre). Grün (Vor- dergrund, einzelne Hüte, die römische Fahne, Haare Christi, Teile der Bordüre), Gelb (einzelne Kleider, Rüstungen, Haare, Heiligenscheine, die drei Kreuze, Umrandung der Bilddarstellung, Teile der Bordüre) Um 1465 23,7×17,7 cm, Metallschnitt – 28,8×20,5 cm, Blattgrösse – 31×22,2 cm, Bucheinband Werkverzeichnis: Schreiber, Handbuch der Holz- und Metallschnitte des 15. Jahrhunderts, Band V, Nr. 2344/b Provenienz: Slg. Otto Schäfer, Schweinfurt, mit Stempel auf Passepartout, noch nicht bei Lugt Von extremer Seltenheit, bis anhin Unikat. Grossformatiger Metallschnitt, mit Darstellung der Kreu­ zigungsszene und reicher Personendarstellung, zeitgenössisch koloriert Die Komposition lehnt sich eng an den Kupferstich des Meister ES an, «Der Kalvarienberg», Lehrs 30, von dem sich lediglich 4 Exemplare erhalten haben, alle stark beschädigt oder schwach gedruckt. Lehrs glaubt an eine Entstehung des Blattes des Meisters ES am Anfang seiner mittleren Periode. Nimmt man eine Geburt des Meisters ES von «um 1435» an und berücksichtigt man seinen Tod 1468, dann dürfte «Der Kalvarienberg» um 1455 und 1460 entstanden sein. Lehrs nennt drei Kopien von Israhel van Meckenem und zwei gegenseitige Kopien in Metallschnitt. Der vorliegende Metallschnitt war Lehrs 1910, dem Erscheinungsdatum seines Bandes über den Meister ES, noch nicht bekannt. Schreiber weist auf die hohe Schnittqualität des Blattes hin, auch Schreiber ist die Verwandtschaft mit der Darstellung des Meisters ES nicht entgangen Die reizvolle, ornamentale Einfassung ist separat gedruckt. Sie besteht aus einer Bandwolkenbordüre mit Medaillons der Symbole der vier Evangelisten, jeweils mit Namensbezeichnung. Die gleiche Einfassungsbordüre kommt auch um den Metallschnitt «Der hl. Franciscus» vor, Schreiber 2627, einzig bekanntes Exemplar in der Bibliothèque nationale in Paris Das Blatt ist eingeklebt in einen vorderen hölzernen Buchdeckel mit Resten eines Ledereinbandes mit ornamentaler Blindprägung und den Resten von Buchschliessen. Der breite Papierrand kommt bei Einblattholzschnitten des 15. Jahrhunderts höchst selten vor. Durch die Konservierung in einem Buchdeckel ist das Kolorit vollkommen farbfrisch geblieben

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