Galerie Kornfeld 100 Jahre in Bern, 2020
8 langjährige Mitarbeiterin von Klipstein mit einem grossen Erfahrungsschatz, und Eberhard W. Kornfeld nahmen die Fäden in die Hand. In langen Monaten harter Arbeit übernahm damit die dritte Generation seit 1864 das Steuer. Erste grosse Erfolge konnten schon im Herbst 1951 mit der Altmeistersammlung Rouart und 1952 mit der Sammlung Maurice Loncle aus Paris erzielt werden. Die Altmeisterauktion der Sammlung Valentin und Werner Weisbach 1954 sei an dieser Stelle besonders erwähnt; mit ihr hatte die neue Generation eindrücklich bewiesen, das Haus im Sinne der zwei vorangegangenen führen zu können. 1953 entschloss sich Eberhard W. Kornfeld zu seiner ersten Reise in die USA, noch mit dem Schiff, der «Île de France». Er konnte dort an die alten Kontakte anknüpfen und bis heute dauernde Verbindungen zu den grossen Museen und Forschungsstätten des Landes etablieren. Die Auktionen an der Laupenstrasse wurden schnell zu einem internationalen «Must». Sogar die heute grösste Kunstmesse der Welt, die ART Basel, hatte 1970 bei der Gründung ihren Termin parallel zu unseren Auktionen angesetzt, da wegen diesen zahlreiche internationale Sammlerinnen und Sammler bereits in der Schweiz weilten. Auch heute finden die ART und unsere Auktionen in derselben Woche im Juni statt, und so beschert uns die Basler Messe zusätzlich ein hochkarätiges Publikum aus Museums- leuten und Privatpersonen. Immer wieder erzielten Spitzenwerke Rekordpreise, jüngst im Jahr 2017 etwa die reizvolle Kohlezeichnung von Paul Gauguin, «Tête d’une jeune femme tahitienne avec un deuxième portrait sur sa droite» von 1881–1882, die mit einem Zuschlagspreis von CHF 7,2 Millionen der internationale Höchstpreis für eine Arbeit auf Papier des Künstlers ist und zugleich unser neuer Hausrekord. Oder zu erwähnen der farbige Holzschnitt von Edvard Munch «Zwei Menschen – Die Einsa- men», der 2019 überraschende 2,2 Millionen im Zuschlag einbrachte, unbestrittener Weltrekord für einen farbigen Holzschnitt des Künstlers. Doch nicht nur Höchstpreise zeichneten und zeichnen das Angebot aus, sondern die in der langen Geschichte Dutzende von Tausenden, hochstehende Kunstwerke, die an den Auktionen, Aus- stellungen oder bei «Private Sales» Eingang in neue Sammlungen fanden. Seit 1951 wurde neben den Auktionen eine intensive und reiche Ausstellungstätigkeit gepflegt, genannt seien etwa «Les peintres de la Revue Blanche» (1953), «Brücke und Bauhaus» und «Egon Schiele – 3 Ölbilder, 50 Aquarelle und Zeichnungen, mit einem Vorwort von Otto Benesch» (1956) oder «Gustav Klimt – 50 Zeichnungen» (1957). Die enge Freundschaft mit Sam Francis führte ab 1956 zu zahlreichen, fast im Dreijahresrhythmus stattfindenden Ausstellungen des Künstlers. In den Sommer 1959 fällt die Ausstellung vonWerken von Alberto Giacometti, an deren Eröffnung er persönlich teilnahm, in das Jahr 1960 die erste von mehreren Ausstellungen von Marc Chagall. AuchWerke von Pablo Picasso wurden regelmässig in Ausstellungen gezeigt. In die frühen sechziger Jahre fällt die erste Ausstellung von Ölbildern von Joan Mit- chell, damals leider nur mit mässigem, kommerziellem Erfolg. Unvergessen ist die im Herbst 1984 entstandene Installation «Inferno» mit Dutzenden von Skulpturen von Jean Tinguely. Zu erwähnen sind zudem Ausstellungen namentlich von Franz Gertsch, Rolf Iseli, Niki de Saint Phalle oder OttoTschumi, mit denen stets auch enge Freundschaften gepflegt wurden. Parallel zu den Auktionskatalogen erschienen kleine, inhaltsreiche und jeweils schön gestaltete Lager- und Ausstellungskataloge.
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